Es war sein großes Vorbild, das ihn schon früh auf die Überholspur gebracht hatte. Filips Vater Richard hatte es in seinen jungen Jahren selbst immer eilig gehabt, war aktiver Radrennfahrer und Skilangläufer. Nicht so einer von der gemütlichen Art, sondern ein waschechter Doppelweltmeister bei den „Masters“ über 15 Kilometer klassisch und in der Staffel. Und zudem noch Europameister auf Rollski, die er selbst gebaut hatte.
Der kleine Filip wurde in Raubling im Landkreis Rosenheim im elterlichen Sportgeschäft groß. Kein Wunder, dass da der eigene sportliche Traum auf einen geradezu idealen Nährboden traf. „Mit 12 habe ich mir von meinem Ersparten eine 125er-Enduro gekauft und bin damit heimlich auf einer nahegelegenen Panzerwiese rumgesaust“, erinnert er sich. Als er dann mit 16 endlich den Führerschein machen konnte, meinte der Fahrlehrer zu seinem Vater: „Der Bua gehört auf die Rennstrecke.“
Da hatte der Fahrerlehrer offenkundig ein gutes Gespür gehabt. Auch wenn sich Filip bereits als alpiner Skirennläufer, BMX Racer, Skilangläufer- und Radsportler erfolgreich ausprobieren konnte, habe er doch immer vom Motorradrennfahren geträumt. „Über meine Ausbildung zum Zweiradmechaniker bin ich immer tiefer in die Motorradwelt eingetaucht. Das hat mich nicht mehr losgelassen“, erklärt Filip.
Das habe auch der Vater gespürt. Er meldete den „Bua“ kurzerhand zu einer Sichtung bei RedBull an. „Da saß ich zum ersten Mal auf einem Straßenmotorrad. Ein super Gefühl“, sagt Filip. Und startete durch. Von den etwa 700 Teilnehmenden seien etwa 15 genommen worden, die dann im RedBull Rookies Cup des ADAC starten durften. „Das war für mich das Allergrößte, auch wenn’s mich gleich beim ersten Rennen gescheit hingehauen hatte und mir der Schädel nach einer Gehirnerschütterung ordentlich brummte.“ Doch das war ihm egal. Nach einem Jahr war er zweitbester Neueinsteiger in dieser Rennserie.
Vater Richard war begeistert, seine Mutter hingegen deutlich weniger euphorisch: „Es gibt doch so schöne Dinge die du in deiner Freizeit tun kannst: ein bisschen Sport, Kochen oder Musikmachen“, habe sie gemeint. Aber am Ende hätte sie dann doch seine Entscheidung fürs Motorradfahren zwar nicht befürwortet, aber doch akzeptiert.
Dass Rennfahren immer auch gefährlich ist, weiß Filip. „Ich kann die Risiken aber sehr gut einschätzen und kenne meine Grenzen.“ Seine bislang schwerste Verletzung, einen Oberschenkelhalsbruch, habe er sich deswegen 2016 nicht auf der Rennstrecke, sondern beim BMX-Fahren zugezogen. „Dumm gelaufen“, sagt er und zuckt mit den Schultern. In der Folge habe er eine künstliche Hüfte bekommen, könne damit aber wieder ohne Einschränkungen Motorradfahren.
Seine Rennsport-Karriere führte Filip so über den YAMAHA Cup, wo er auf einer R6 2008 die Gesamtwertung gewann, bis in die 1000er-Superbike-Klasse, in der er mit seinem BMW-Team GERT 56 antrat. Die Erfolge ließen nicht auf sich warten: Sieg beim Deutschen Meisterschaftslauf 2011 mit Streckenrekord am Salzburgring oder der Klassensieg in der Open Kategorie beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans.
Neben den Rennen hat Filip immer auch in seinem Beruf Vollgas gegeben. Unter anderem auf der Meisterschule für Motorrad- und Fahrradmechaniker. „Das macht man neben dem Rennsport nicht mal eben mit links“, hätten ihn Freunde gewarnt. „I scho“, habe Filip ihnen geantwortet. „I bin Linkshänder.“ Den Meisterbrief hat er längst in der Tasche.
In seiner Superbike-Zeit hatte Filip Marc kennengelernt. Dieser leitet seit 2012 das stetig wachsende Entwicklerteam, das sich bei EDAG um das Thema Motorrad kümmert. Da kamen ihm 2017 die ganze Erfahrung und das technischen Know-how von Filip wie gerufen. Gerade wenn es um neueste Entwicklungen für BMW geht.
„Wir arbeiten zur Zeit mit Hochdruck an Bremsen und Regelsystemen“, berichtet Filip. Das heißt für den Racer neben der Arbeit im Office und in den Entwicklungslabors vor allem viel aktives Testen: „Wir wollen auf den Teststrecken herausfinden, wie es um das ABS und das Traktionsverhalten auf unterschiedlichen Untergründen bestellt ist. Es geht schließlich um die Sicherheit und Robustheit unserer Systeme.“
Eigentlich hatte Filip schon mit seiner aktiven Rennkarriere abgeschlossen. An der Strecke wollte er nur noch als Riding Coach unterwegs sein. Mit dem German Endurance Racing Team ging er so zuletzt bei der Langstrecken-Weltmeisterschaft in der Superstock-Wertung an den Start. Doch dann verletzte sich mitten im Rennen einer der drei Fahrer an der Hand. Filip musste einspringen und fuhr das Team prompt aufs Podest. „Langstreckensport ist Mannschaftssport“, sagt Filip. „Da geht es nicht nur darum, die Fahrenden anzuhimmeln und nach acht Stunden gemütlich nach Hause zu gehen. Im Team muss man bei einem 24-Stunden-Rennen einfach durchziehen. Dabei sind alle gleich wichtig bis hin zum Koch. Und wenn ich fit bin, dann fahre ich eben auch. Es geht schließlich um unser aller Erfolg.“ Dies sei für Filip allerdings alles andere als eine Zumutung, „sondern purer Genuss“.