„Mama, wann gucken wir uns mal einen anderen Planeten an?“ Julia war ziemlich baff, als sie kürzlich mit ihrem kleinen Sohn vor dem Schlafengehen noch den Sternenhimmel anschaute und er ihr seine Reisepläne offenbarte. Dass das Kindergartenkind nach Höherem strebt, wundert Julia nicht. „Ganz die Mutter“, sagt sie. „Immer auf der Suche nach dem Neuen, Großen.“
„Think big“ ist der 37-Jährigen selbst in die Wiege gelegt: „Privat, persönlich und bei der Arbeit interessieren mich schon immer das Fortkommen, die Veränderungen und das Erkunden weiterer Horizonte.“ O.k., das sei für sie selbst und ihre Umgebung mitunter etwas anstrengend, aber unvermeidlich. „Stillstand kann ich nicht.“
Julia ist bei EDAG Teamleiterin im Dimensional Management. Da geht es im Entwicklungsprozess unter anderem um die Berechnung von Toleranzen bei den Bauteilen und Komponenten. „Einfach gesagt, sind wir dafür zuständig, dass die Qualität der Theorie in die Praxis umgesetzt ist und sich alles zusammenfügt “, sagt Julia. „Dazu müssen wir sehr genau hinsehen und die jeweiligen Ansprüche der OEM maximal genau in die Produktgestaltung übernehmen.“
Dass Julia sich einmal an dieser entscheidenden Schnittstelle für Qualität in der Fahrzeugentwicklung wiederfinden würde, hätte sie sich vor Jahren noch nicht träumen lassen. „Ich habe nach der Schule eine Ausbildung zur Schreinerin gemacht“, berichtet sie. „Als kreativer Mensch wollte ich unbedingt etwas mit den Händen machen. Da fand ich Arbeit mit Holz klasse.“ Bis irgendwann der Rücken nicht mehr mitmachte. Das schwere Heben.
Julia sattelte notgedrungen noch einmal um und machte eine weitere Ausbildung. Nun zur technischen Produktdesignerin. „Hier lernte ich, technische Zeichnungen in die 3D-Welt zu bringen. Das fand ich auf Anhieb sehr cool und hat mir die Tür aufgestoßen zu einem vielseitigen und abwechslungsreichen Berufsgebiet.“
Nach ihrer Ausbildung arbeitete Julia zunächst als technische Produktdesignerin bei einem Automotive Unternehmen. Hier lernte sie auch ihren späteren Mann kennen. 2013 kam ihr erstes Kind zur Welt.
„Für viele geht es gar nicht, mit ihrem Partner in einem Unternehmen zu arbeiten“, weiß sie. „Mir hat das immer gefallen – solange wir nicht in einem Team sind.“ Doch 2015 wechselte Julias Mann zu EDAG. Das Jobpaar war getrennt. „Komm doch auch, das ist richtig cool hier“, sagte er schon bald. Nach einem Jahr war es soweit. „Familienzusammenführung“, sagt Julia mit einem Augenzwinkern. 2019 klopfte erneut Nachwuchs an.
Job und Familie unter einen Hut zu bringen, ist Julia und ihrem Mann gleichermaßen sehr wichtig. „Zwei Kinder und zwei Fulltime-Jobs funktionieren nur, wenn wir uns als Eltern die Aufgaben teilen. Fifty-Fifty ist unser Deal“, sagt Julia. „Einer fängt immer früher an, während der andere die Kinder dann etwas später in die Betreuung bringt, dafür dann aber auch länger arbeiten kann. Das Abholen übernimmt dann entsprechend die ‚Frühschicht‘. So funktioniert das bei uns sehr gut.“
Anfangs hätten Julia und ihr Mann die jeweiligen Aufgaben nach einem festen Zeitplan aufgeteilt. „Aber das hatte sich nicht wirklich bewährt. Wer Führungsaufgaben übernimmt, muss in bestimmten Situationen so flexibel sein, dass eine Präsentation oder ein Angebot am nächsten Tag auch fertig wird“, weiß Julia aus Erfahrung. „Deswegen stimmen wir uns mittlerweile eher spontan je nach Arbeitsaufkommen ab. Das funktioniert sehr gut und die Kinder kommen nicht zu kurz. Wenn die Kleinen mal krank sind, ist Mobile Arbeit eine gute Alternative.“
Voraussetzung für dieses Ausbalancieren von Berufs- und Familienwelt ist ein hoher Grad an Selbstorganisation. „Meine Philosophie ist: Ich möchte immer 100 Prozent geben – im Job wie auch zu Hause“, betont Julia. Sie könne sich sehr gut konzentrieren und Nebengeräusche ausblenden. „Das heißt aber auch, dass nach acht Stunden Arbeit wirklich Feierabend ist. Dann gilt meine volle Aufmerksamkeit der Familie. Ohne Wenn und Aber.“
Das klingt nach ziemlich viel „eiserner Disziplin“. Doch da winkt Julia gleich ab. „Ich habe überhaupt keine Lust, verbissen durchs Leben zu gehen. Das ist so gar nicht mein Naturell.“ Ihr liege es viel mehr, aus dem Miteinander von Persönlichkeiten immer das jeweils Beste herauszuholen. „Und genau das ist es auch, was ich an meinem Job als Teamleiterin so schätze. Mir geht es darum, Verantwortung für die Sache und für die Mitarbeitenden zu übernehmen, sie richtig im jeweiligen Projekt einzusetzen und ihre Stärken zur Geltung zu bringen. Erfolg entsteht durch ein permanentes Säen und Ernten.“
Julia will deswegen auch ihr eigenes Spektrum ständig erweitern. Als Team-Player und Teamleader – im Job wie in der Familie. „Wirklich Spannendes entsteht immer aus einer sehr bunten Mischung an Persönlichkeiten und Kompetenzen. Alle bringen dabei etwas Eigenes mit. Wenn wir dann immer wieder auch über unseren eigenen Tellerrand gucken, können wir unglaublich viel lernen und vielleicht sogar auch nach dem vermeintlich Unerreichbaren greifen. Das ist doch toll.“